Bis zum Jahre 1997 galt für den Rallye-Sport das alte Reglement der Gruppe A, doch es kristallisierte sich mehr und mehr heraus, dass eine gravierende Neuausrichtung nötig ist. Hier stand zum einen die Sicherheit der Fahrer und Zuschauer im Fokus und gleichzeitig brauchte es ein neues Reglement, das dem technischen Fortschritt gerecht wurde. Somit entstand unter großem Einsatz aller Beteiligten das Reglement der „World Rally Car“.
Die Hersteller mussten mindestens 2.500 Stück verkaufen
World Rally Cars mussten ab jetzt aus Serien-Fahrzeugen abgeleitet werden, die mit einer Stückzahl von mindestens 2.500 produziert worden waren. Das sollte die Exoten zurückdrängen, die mit den abenteuerlichsten Konstruktionen zum Teil für großes Aufsehen sorgten. Die Stückzahl von 2.500 bezog sich aber nicht explizit auf die Rallye-Version, die beim WRC an den Start gehen sollte, sondern auf das Basismodell, auf dem das Rallye-Fahrzeug aufgebaut worden war. Die Basismodelle brauchten also keinen Allrad oder Turbo zu besitzen, man wollte es den Herstellern auch nicht zu schwer machen, denn einen hochgezüchteten Kleinwagen über 2.500 Mal zu verkaufen ist nicht wirklich einfach.
Die große Zeit der Turbos endete spätestens jetzt
Wer sich noch an die alten Audis oder Peugeot 205 erinnert, die mit ihren Turbomotoren den Asphalt aufrissen, dem kamen spätestens im Jahre 1997 die Tränen in die Augen. Denn damit war nun endgültig Schluss. Dem schier endlosen Energiereservoir eines aufgeladenen Turboladers wurde nun der allerletzte Riegel vorgeschoben. Bei 300 PS war jetzt Schluss. Mehr war nicht mehr drin. Die technischen Vorgaben ließen keinen Raum mehr zur freien Leistungsentfaltung. Ein Luftmengenbegrenzer, dessen Durchschnitt auf 34 Millimeter reduziert worden war, sorgte dafür, dass der Turbolader immer weniger Kraft entwickeln konnte. Der Durchfluss der Luft wurde durch diese Maßnahme auf zehn Kubikmeter pro Minute reduziert. Zuwenig, um in die Sphären der Vergangenheit zu gelangen.
Über ein höheres Drehmoment zum Sieg
Um das Defizit ausgleichen zu können, konzentrierten sich die Hersteller von nun an auf das Drehmoment. Hier gab es noch Spielraum und der wollte genutzt werden. Die Fahrzeuge, die mit der neuen Regelung die größten Erfolge feierten, waren die, die durch ein maximales Drehmoment über einen größtmöglichen Drehzahlbereich verfügten. Dies war die neue Spielwiese der Ingenieure geworden und hier wurden die größten Unterschiede deutlich.
Das Gewicht spielte auch eine wichtige Rolle
Ab dem Jahre 1997 galt ebenso ein neues Mindestgewicht, das die Fahrzeuge auf die Waage zu bringen hatten:Ohne Flüssigkeiten mussten es mindestens 1.230 Kilogramm sein. Ein sequenzielles Getriebe, dass über Schaltwippen am Lenkrad betätigt wird, gehörte ab sofort ebenso zum Standard. Auf die Sicherheit der Fahrer wurde beim neuen Reglement ebenfalls geachtet und diese durften sich von nun an über ein extra versteiftes Chassis freuen, das die Sicherheit beträchtlich erhöhte. Die Fachwelt und die Zuschauer hatten die Neuerungen meist positiv aufgenommen und spätestens als man feststellte, um wie viel sicherer der Rallye-Sport geworden war, waren auch die letzten Skeptiker vom neuen Reglement überzeugt.